Sonntag, 2. August 2009

Sommer aber bald wird sich der Herbst erheben

Der g r a u e A l l t a g verschluckt uns und mit ihm kommt Winterzeit. Ich komme aus Kreta zurück, die Großfahrt ist vorbei.
Vorbei sind die Stunden und Tage am Lybischen Meer, vorbei die weißen Berge und die Nida Hochebene, wo einst die Götter geboren wurden und gelebt haben, vorbei der milde Wind, vorbei die Stunden der Fahrt, vorbei ist nun die Großfahrt.
Gebannt schauen wir auf den Winter, morgendlicher Nebel, Eis auf den Straßen, der Boden hart, der Sinn vertrübt von den vielen Wolken und doch ein Licht voraus.
Die Adventszeit, die Waldweihnacht, das Thing der Stämme. Wir stellen uns Fragen, nach dem Sinn. Haben wir das Richtige getan?
Habe ich das Richtige getan?
Verstaubt öffnete ich meine Wohnungstür, der Affe fliegt ins Wohnzimmer und während das heiße Wasser der Dusche mich langsam in die graue Realität holt, lache ich.
Ich verlache die anderen, die, die es nicht erfahren haben, den Wind, die Weite, die Qual der Steine.
Die Einsamkeit meiner Wohnung erfasst mich, keine Pimpfenstimmen mehr zu hören, kein dummer Spruch fällt, es wird ruhig um mich, unheimlich ruhig, und die Gewissheit, dass alles wieder vorbei ist, macht mich wahnsinnig. Schnell einen griechischen Kaffee machen. Über zehn Tage schleppte ich diesen Kaffee in der Klampfenhülle über Berg und Stein, jetzt im Nordland genieße ich ihn Stück für Stück und es erwacht die Freude der Fahrt für Sekunden.
Sebl, Du bist wieder zurück! Zurück in einer Welt, die ich bewusst verlassen habe.
Es ziehen sich die Tage dahin, ich vertreibe mir meine Zeit und merke, dass ich Zeit verliere. Ich bin wieder da in dieser Welt, ich gehe abends weg und mache irgendwelches Zeugs und fasse mich an den Kopf. Habe ich das Richtige getan? Alle anderen tun immer das Richtige. richtig feiern, richtig flirten, ein bisschen richtig arbeiten. Das soll alles sein? Wo ist der Sinn?
Ich habe ihn gefunden, und er liegt nicht in der Oberflächlichkeit des Pausen- oder Biergespräches, trotzdem stimme ich in die Oberflächlichkeit ein als Beobachter und agent provocateur, spiele mit ihr und weiß im Herzen, dass ich anders bin.
Ich gehe den schwierigen Weg, den Weg des Pfadfinders. Ich suche, ich zweifele, ich frage nach, ich denke, ich mühe mich ab, ich hinterfrage, ich stelle fest.
Was stellst Du fest, sebl? Ich bin umgeben von Oberflächlichkeit, Pseudofreundlichkeit und Unverbindlichkeit, die ganze Welt ist schlecht! Nein, nicht die ganze, aber wir entwickeln uns langsam, aber sicher, zu einer schlechten Welt. Dagegen will ich angehen, dagegen will ich kämpfen mit Herz und Hand. Doch dafür muss ich hin und wieder Abstand von ihr nehmen.
Und bewusst werde ich sie wieder verlassen, um auf Fahrt zu gehen.
Auf dem Weg von meiner Arbeit zu meiner Wohnung erklingt in der Dämmerung über mir der Schrei von Wildgänsen, sie rauschen durch die Nacht in den Süden. Ich will fliegen, doch ich muss bleiben. Aber bald fängt es wieder an. Es wird wieder anfangen im neuen Jahr, dann ziehe ich hinaus aus meiner Welt mit Euch, meinen Brüdern und Schwestern, in die andere Welt, die so anders und so viel freundlicher ist als das, was man Realität nennt.
Sie ist die bewusste Realität, weg von der Gleichgültigkeit der Menschen in eine Gemeinschaft von Menschen, die wissen, dass sie das Richtige getan haben und tun werden.

Keine Kommentare: