Es gibt nichts "deutscheres" als das Wandern!
Nach einer langen Fahrt mit der Bahn kamen wir schließlich am Startpunkt unserer Fahrt an. Der Jungentrupp startete von Osby in Schonen und der Mädchentrupp in Glimarkra. Der Marsch begann, wir sollten Schonen und Blekingen erwandern.
Waldzonen mit märchenhaften großen Felsen, glasklare und trübe Seen, moosbedeckter Waldboden, Trampelpfade, Blau- und Waldhimbeeren,Kohtenfeuer kennzeichnen unsere großen Wanderungen.
Jeden Abend standen unsere Kohten an den Ufern der einsamen Seen. Es brannte immer ein Feuer, wir tranken Tee und langsam, ganz langsam kam auch unsere Seele an. Die Pimpfe und wir Führer legten langsam den Zivilisationsmüll ab, die Gespräche wurden ernster und voll Freude. Die Gedanken konzentrierten sich auf die Fahrt, der graue Alltag verschwand langsam aus den Gedanken. Früh morgens brachen die Sippen des Trupps auf, nach obligatorischen Frühsport und auch Frühschwimmen wurde abgebaut und nach der Morgenrunde, ging der Marsch los, durch das Land der Schnapphähne. Wir folgten dem Skaneleden. Trollbackarna, Vesslap, Brotopet, Bökestad nur um einige Geländepunkte zu nennen. Regen und Sonnenschein lösten sich jeweils ab.
"Schont euch nicht", unsere Verpflegung war spartanisch, denn Verpflegung für 8 Tage war im Affen dabei. Die Wanderstrecken genossen wir täglich, legten 15-20 km zurück. Mittags am Tagesziel und fanden wir schöne Biwakplätze. Ein Kohtenaufbauwettbewerb fand jeden Abend statt, dann Wasseraufbereitung, die Verpflegungsmeister kochten herrlich, die Chroniken wurden geschrieben, wir sangen und erlernten neue Lieder, lasen vor, versorgten unsere Wunden und freuten uns an der Natur. Einfach auf Fahrt sein, unterwegs sein, wandern und wandeln. Gruppe und Modellgemeinschaft er- und leben fern ab von der Gesellschaft der "dolce vita".
Nach 8 Tagen erreichten wir Olofström, der Mädchentrupp, die kleine Stadt Krykhult.
Wieder in der Zivilisation, kauften die Jungensippen zum ersten Mal schwedisches Essen ein. Das Brot war süß, der Senf gut und Fleischbällchen versüßten uns den Tag. Voll freudiger Erwartung auf den Mädchentrupp ging es weiter nach Norden. In Krykhult stieg dann der Mädchentrupp in den Bus ein. Fröhlich und fahrtentoll kamen wir alle dann bei Ryd an.
Das deutsch-italienische Lager der Sippen
Der Lagerplatz Blidingsholm unmittelbar bei Ryd sollte unser nächstes zu Hause werden. „Wir haben unser Reich in die Wälder gebaut „steht in unserem Bundeslied und so entstand in einer kurzen Zeit ein kleines Lager. Nachdem wir uns am ersten Tag eingerichtet hatten tauchten plötzlich auf dem Waldweg Khaki-Kluften und rote Baretts auf. Endlich unsere italienischen Verbündeten aus Pandino bei Mailand der ASI Scouts.
Voller Freude begrüßten wir Arnaldo, Giovanni, Sabrina und wie sie alle heißen.
Die Mädchensippe Hirsch unter Alessia und Jungensippe Adler unter dem Kornett Luca sowie die Mädchensippen Amazonen, Jeanne d´Arc und die Jungensippen Thebäische Legion, Schwarze Schwar, Martin von Tour und Nachtsturmvaganten lagerten gemeinsam unter dem Lilienbanner und den Nationalfahnen.
Die Sippen bauten sich ihre Feuertische und Sippenbereiche. Gekocht wurde wie üblich in den Sippen. Sippenleben war Programm sowie auch das Kennenlernen der italienischen Pfadinderbrüder
Viel wurde gebaut, ein Zaun als Abgrenzung zu den Nachbarn, ein Lagertor mit PH´s, ein Altar mit Gebetsecke sowie ein Bannermast.
Trotz unterschiedlicher Nationen sprachen wir die einheitliche Sprache der traditionellen Pfadfinder. Italienische Scouts und unsere Pimpfe standen Speerwache am Bannermast, standen Wache für unsere beiden Gemeinschaften.
Am italienischen Tag spielten wir Straßenspiele aus der Lombardei, erlernten italienische Volks- und Pfadfinderlieder und erfuhren viel über Kultur und Sitten der Lombardei.
Lebensfrohe Lieder und sehr leckere kulinarische Spezialitäten prägten diesen schönen Tag. Der italienische Abend war voller Temperament und Bewegung.
Ein Tag war deutsch! Nachdem alle Verbündete Spiele zu der deutschen Geschichte und deutsche Lieder kennengelernt hatten, wurde auch deutsch gekocht und gegessen. Handkäse mit Musik, Kartoffelpüree mit Sauerkraut und Frankfurter Würstchen mit Senf, deutscher Kaffee sowie Pumpernickel stellte u.a. einen guten Teil der hessischen Esskultur dar. Dann folgten unsere Volkstänze wie Sternpolka, der fröhliche Kreis, oder auch Korbpolka. Das Lager tanzte und die Stimmung war voll Bewegung. Schließlich lernten die Scouts auch ein deutsches Landsknechtlied. Der Text war einfach und der italienischer Einsatz kam bei Strampedemi und dann bei Alami presente al vostra sigorni.
Langsam wurde es ruhiger und nach der Abendrunde und dem Bannerabzug bereiteten sich die Sippen auf die Versprechensfeier vor. Sie folgten einer langen Lichtspur mit deutsch-italienischen Zitaten von Baden Powell zum Versprechensplatz. Ein großes Carré erhellt von Fackeln, in der Mitte das Versprechensfeuer. Die Sippenschreie erklangen in der Nacht . Die ASI-Scouts waren unsere Gäste, denn wir wollten Ihnen ein Teil unserer Pfadfinderkultur vorstellen. Ich sprach am Feuer von den drei Verpflichtungen der Pfadfinder und entzündete für jeden Verpflichtung eine Fackel an. Fackelträger aus der Nacht sollen wir sein. Um im Alltag zu wirken müssen wir uns von Zeit zu Zeit auch zurückziehen und auftanken, deswegen gehen wir auf Fahrt. Gott findet man nicht in den grauen Städten, Gott ist nicht da, wo Lärm ist sondern draußen in der Wüste, im Gebirge, in den Wäldern.
„Komm nimm auch Du unser Siegeszeichen unserer Schar der du nun auch dienst". Nach der Zeremonie wurde das Caré geschlossen. Im Schweigemarsch erreichten die Pfadfinder das Lager.
Nach der Versprechensfeier blieben wie es die Sitte im Bund ist, die neu Aufgenommenen im Feuerkreis. Das Feuer verglühte und es wurde Zeit auch für die neu aufgenommenen Zeit wieder ins Lager zurückzukehren. Wir marschierten schweigend durch die Nacht, doch dann erklangen unsere Lieder und alle stimmten ein. Fackelträger waren und sind wir.
Die Tage wurden jeweils von uns und den ASI Scouts abwechselt gestaltet. Morgen -und Abendrunden jeweils nach dem Brauch des Landes und wir entdeckten viele Gemeinsamkeiten in den Formen und den Inhalten. Unsere Pfadfindergeschwister luden uns am nächsten Tag zur italienischen Versprechensfeier ein.
Das Lager endete im Regen. Die nächste Phase des Unternehmens sollte nun beginnen.
Der Kanuhaijk, die Fahrt und das Jamboree
Auf einer kleinen Insel lagerten die deutsch-italienischen Kräfte. Nach Trapperart hatten wir mit Ponchos uns jeweils aus zwei Kanus Sippenschlafstellen gebaut. Tagsüber waren wir auf dem großen Seensytem des Asnen gepaddelt. Ein regnerische Tag auf dem Wasser stand an, dennoch am Abend auf der Pirateninsel saßen wir alle wieder am Feuer fröhlich, neues erlebt zu haben. Der nächste Tag begann sonnig. Kurz vor dem Ziel zogen wir vor, einen kleinen Flusslauf zu nehmen, um uns ein Umtragen der Kanus zu ersparen. Ein kleines Abenteuer begann, umgestürzte Bäume, Felsen, Stromschnellen, endlich kam Bewegung rein. Zwei Boote kenterten, einer hatte Fische im Wanderschuh,eine andere schwamm in Kluft zum Ufer aber besser ein nasses Erlebnis als gar keines.
Dank dem sonnigen Tag war die Ausrüstung wieder getrocknet. Nachdem wir unsere Affen neu geordnet hatten, die Wäsche gewaschen und uns wieder mit Verpflegung versorgt hatten, brachen wir wieder auf mit dem Ziel Blekingsleden nach Sölvesborg. Drei Tage wieder in der schwedischen Wildnis. Unterwegs trafen wir ständig Pfadfinder des Jamborees die sich auf einem Tageshike befanden. In Sölvesborg angekommen ging es als wiedervereinte deutsch-italienische vierzigköpfige Fahrtenmannschaft weiter mit dem Zug zum Jamboree bei Kristianstad. Als Besucher des Jamboree 2011 mit etwa 40.000 Teilnehmer waren wir zunächst „reizüberflutet „worden.Das Jamboree glich einer EXPO der weltweiten Bruderschaft. Es war wirklich interessant und erlebnisreich, dennoch nach mehr als 18 Tagen brausendes Jungen-.und Mädchenleben eher abschreckend und hatte uns alle müde gemacht. Großes Interesse fand der interreligiöse Bereich. Pfadfinder stellten ihre Religion vor und man bekam Einblicke in die Lebensweise der Religionen und Kulturen Leider war ein Besuchertag war zu kurz um mehr zu erfahren, sowie um Gespräche zu führen. Ein deutsches Fernsehteam filmte uns und sonst waren wir begehrtes Fotoobjekt für jedermann. Das Gruppenbild vorm Eingangstor mit dem beeindruckenden PH´s: Braungebrannte Pfadfinder und über uns wehte das Lilienbanner des WFIS. Blaue und Khaki-Scouts rote und blaue Baretts vereint. Wir sangen das gemeinsam das alte Jamboreelied...
Brüder auf, nun reicht die Jugend sich die Hand über Grenzen, übers Meer und über Land.
Brüder, heißts auch einmal auseinander gehn, unser Bund der jungen Herzen bleibt bestehn. Es klangen Lieder...
In Kristianstad höfliche und freundliche Schweden, so wie die Wochen zuvor. Im Stadtpark übernachtete die Fahrtenmannschaft und bei einem Stadtgeländespiel lernten wir die Stadt kennen. Fahrt war nun vorbei, 22 Tage voller Tatendrang und Freude lagen hinter uns.
Als Gemeinschaften sind wir zusammengewachsen. Wir haben, dass auf dem Jamboree vermisste "Spirit of BP" erfahren, gelebt und mit Leben gefüllt. Mit unseren italienischen Verbündeten von FederScout- ASI Scouts aus Mailand.verbindet uns sehr viel. Wir haben gemeinsam die Fahrt, die Lieder und das Feuer gespürt. Traurig und tränenreich war der Abschied in Kopenhagen. Drei Wochen hatten wir intensiv gelebt und erfahren unterwegs zu sein. Die Rückfahrt bringt uns langsam in den Alltag zurück.
Doch Nachts erklingen in Marburg angekommen, am Landgrafen-Schloss, unsere Lieder und dann wird es plötzlich ruhig und einsam. Die Fahrt ist vorbei.
„Nun muss ich mich in den grauen Alltag wagen, voll Hast und Sorgen und auch Schweiß, doch fürchte ich nichts, da ich um lachende Gesichter weiß, heimliches Leuchten, das Tragen wir im Herzen.
Nun bin ich wieder daheim doch im Herzen wohnt noch, der Wald, die Herrlichkeit, aber bald stehen wir, an den Ränder der endlosen Straßen frei und beseelt mit den Willen besser zu sein.“Die Operation Schweden 2011 war ein voller Erfolg. Zwei Bünde, zwei Nationen und ein fremdes Land Schweden. Nichts ist für uns unmöglich, wenn wir an das Band der Bruderschaft glauben.
Im Oktober besuchen uns die Italiener in Deutschland, wir freuen uns.